Schützt ein Passwortmanager ihre Benutzerdaten?

Im April 2024 wurde ein mittelständisches, deutsches Maschinenbauunternehmen Opfer eines schweren Cyberangriffs. Angreifer nutzten kompromittierte Administratorzugänge, um in das Firmennetzwerk einzudringen und sensible Konstruktionsdaten zu entwenden. Die gestohlenen Informationen betrafen insbesondere Produktentwicklungen, die dem Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil verschaffen sollten.

Die Untersuchung ergab, dass die Angreifer durch Phishing-E-Mails an die Zugangsdaten von IT-Administratoren gelangten. Mit diesen privilegierten Rechten konnten sie unbemerkt auf kritische Systeme zugreifen und Daten exfiltrieren. Ein effektives Privileged Access Management (PAM) hätte diesen Vorfall möglicherweise verhindern können, indem es den Zugriff auf privilegierte Konten streng überwacht und kontrolliert hätte.

Dieser Fall verdeutlicht die Notwendigkeit für mittelständische Unternehmen, robuste Sicherheitsmaßnahmen wie PAM zu implementieren, um sich gegen derartige Bedrohungen zu schützen. Laut einer Studie des VDMA war in den letzten zwei Jahren jedes vierte Unternehmen im Maschinenbau von signifikanten Cybersicherheitsvorfällen betroffen.

Effektives Zugriffsmanagement: PIM, PAM und Passwortmanager im Überblick

Sicherheitsrisiken durch privilegierte Zugänge gehören zu den größten Bedrohungen für Unternehmen. Die Begriffe Privileged Identity Management (PIM), Privileged Access Management (PAM) und Passwortmanager stehen für wichtige Konzepte und Tools, um diese Risiken zu minimieren. Doch was bedeuten diese Begriffe genau, wie unterscheiden sie sich, und welche Arten von Lösungen gibt es in diesem Bereich?

Was sind PIM, PAM und Passwortmanager?

  1. Privileged Identity Management (PIM): PIM konzentriert sich auf den gesamten Lebenszyklus privilegierter Identitäten in einem Unternehmen. Es regelt, wie Benutzer mit erweiterten Berechtigungen erstellt, verwaltet und schließlich deaktiviert werden. Ziel ist es, sicherzustellen, dass nur die notwendigen Benutzer Zugriff auf kritische Systeme haben, und dies nur für die Zeit, in der es erforderlich ist.
  2. Privileged Access Management (PAM): PAM ist ein spezifischer Ansatz zur Kontrolle und Überwachung des Zugriffs auf privilegierte Konten. Der Fokus liegt auf der Sicherung von Anmeldedaten, der Protokollierung von Aktivitäten und der Minimierung von Risiken durch strikte Zugriffskontrollen. PAM ist also ein Teilbereich von PIM, der sich stärker auf den Zugriff selbst konzentriert.
  3. Passwortmanager: Ein Passwortmanager dient der sicheren Speicherung und Verwaltung von Passwörtern. Während Passwortmanager im Alltag von Einzelpersonen oder für einfache Teams verwendet werden können, bieten sie nicht die umfangreichen Funktionen, die für die Verwaltung privilegierter Unternehmenszugänge erforderlich sind.

Unterschiede:

  • PIM betrachtet das große Ganze: Identitätsverwaltung, Rechtevergabe und Deaktivierung.
  • PAM fokussiert sich auf Zugriffskontrolle und Überwachung in Echtzeit.
  • Passwortmanager bieten einfache Lösungen zur Organisation von Passwörtern, jedoch ohne umfangreiche Sicherheitskontrollen für privilegierte Zugänge.

Nutzen für Unternehmen

Unternehmen sollten einen Passwortmanager zentral einsetzen, um alle Anmeldedaten sicher zu speichern, zu verwalten und nur autorisierten Benutzern zugänglich zu machen. Die Lösung sollte in bestehende Systeme wie Single Sign-On (SSO) und Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA) integriert werden, um eine zusätzliche Sicherheitsebene zu schaffen. Regelmäßige Passwortrotation und Richtlinien wie die Erzeugung starker, eindeutiger Passwörter können automatisiert werden, um menschliche Fehler zu minimieren. Durch rollenbasierte Zugriffskontrolle wird sichergestellt, dass Mitarbeiter nur auf die Passwörter zugreifen können, die sie für ihre Arbeit benötigen. Dies reduziert das Risiko von Insider-Bedrohungen und unbefugtem Zugriff. Der Nutzen liegt in einer höheren Sicherheit, gesteigerter Effizienz durch weniger Zeit für Passwortprobleme und der Einhaltung von Compliance-Anforderungen wie der DSGVO. Außerdem verbessern benutzerfreundliche Tools die Akzeptanz bei Mitarbeitern und entlasten IT-Abteilungen durch automatisierte Prozesse.

Die Implementierung solcher Sicherheitslösungen bietet erhebliche Vorteile:

  • Erhöhung der Sicherheit: Reduzierung von Risiken durch Insider-Bedrohungen und externe Angriffe.
  • Transparenz: Vollständige Protokollierung und Analyse von Aktivitäten, die über privilegierte Konten ausgeführt werden.
  • Compliance: Unterstützung bei der Einhaltung gesetzlicher Anforderungen wie DSGVO oder ISO 27001.
  • Produktivität: Automatisierung von Passwortwechseln und Zugriffsprozessen entlastet IT-Abteilungen.

Vor- und Nachteile von Cloud-basierten Lösungen

Unternehmen sollten sich für Passwortmanager aus der Cloud entscheiden, wenn sie eine flexible, skalierbare Lösung benötigen, die von überall zugänglich ist – ideal für Teams mit Remote-Mitarbeitern oder verteilten Standorten. Cloud-basierte Lösungen eignen sich besonders für Unternehmen, die keine eigenen IT-Ressourcen zur Wartung und Aktualisierung einer On-Premises-Lösung bereitstellen wollen oder können. Eine fundierte Entscheidung setzt jedoch voraus, dass die Sicherheitsstandards des Anbieters geprüft werden, wie z. B. Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, Zertifizierungen (z. B. ISO 27001) und regelmäßige Sicherheitsaudits. Ebenfalls wichtig ist die Integration in bestehende IT-Systeme und die Unterstützung von Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA). Unternehmen sollten sicherstellen, dass der Anbieter DSGVO-konform arbeitet und klar definiert, wo die Daten gespeichert werden. Ein weiterer Faktor ist die Benutzerfreundlichkeit, um eine hohe Akzeptanz bei den Mitarbeitern zu gewährleisten. Abschließend sollte geprüft werden, ob der Anbieter eine zuverlässige Verfügbarkeit und umfassenden Support bietet.

Vorteile:

  • Unabhängigkeit: Sollten interne Systeme eingeschränkt sein, bleibt die Cloud unberührt.
  • Flexibilität: Zugriff von überall aus, ideal für hybride Arbeitsmodelle.
  • Skalierbarkeit: Anpassung an die Bedürfnisse wachsender Unternehmen.
  • Schnelle Bereitstellung: Kein Bedarf an komplexen lokalen Installationen.
  • Updates und Wartung: Automatische Updates durch den Anbieter.

Nachteile:

  • Abhängigkeit vom Anbieter: Unternehmen müssen darauf vertrauen, dass der Anbieter ihre Daten sicher verwaltet.
  • Datenhoheit: Sensible Daten werden in der Cloud gespeichert, was bei strengen Datenschutzanforderungen problematisch sein kann.
  • Netzwerkabhängigkeit: Funktionalität hängt von einer stabilen Internetverbindung ab.

Ist KeePass ausreichend?

Eine Softwarelösung wie KeePass kann für mehrere Benutzer in einem Unternehmen unter bestimmten Umständen geeignet sein, jedoch gibt es Einschränkungen, die berücksichtigt werden müssen. KeePass ist eine Open-Source-Anwendung zur Verwaltung von Passwörtern und bietet eine hohe Sicherheit durch starke Verschlüsselung und flexible Konfigurationsmöglichkeiten. Für kleine Teams oder Unternehmen mit einfachen Anforderungen, die keine zentrale Verwaltung benötigen, kann KeePass eine praktikable Lösung sein.

Allerdings wird KeePass schnell unübersichtlich, wenn mehrere Benutzer gleichzeitig auf die Passwortdatenbank zugreifen müssen, da es keine integrierten Funktionen für Multi-User-Management, rollenbasierte Zugriffskontrolle oder Auditierung bietet. Datenbanken müssen in solchen Fällen oft manuell über Netzwerklaufwerke oder Cloud-Dienste synchronisiert werden, was zusätzliche Sicherheitsrisiken und potenzielle Konflikte bei gleichzeitigen Zugriffen birgt.

Für größere Unternehmen oder Teams mit komplexeren Anforderungen ist KeePass weniger geeignet, da es keine zentrale Steuerung oder einfache Integrationen in bestehende Systeme wie Active Directory oder Single Sign-On bietet. Unternehmen sollten in solchen Fällen auf professionelle Lösungen zurückgreifen, die speziell für den Einsatz in Unternehmensumgebungen konzipiert sind und Funktionen wie rollenbasiertes Management, automatische Passwortrotation und umfassende Berichte bieten.

Wie Unternehmen jetzt handeln sollten

Angesichts der steigenden Bedrohung durch Cyberangriffe auf privilegierte Zugänge ist der Schutz von Unternehmensdaten und Systemen entscheidender denn je. Unternehmen sollten die folgenden Schritte in Betracht ziehen:

  1. Bedarfsanalyse durchführen: Welche privilegierten Konten gibt es, und wie werden sie aktuell geschützt?
  2. Geeignete Lösungen evaluieren: On-Premises-Tools oder Cloud-Plattformen je nach Sicherheitsanforderungen und Infrastruktur wählen.
  3. Schulungen für Mitarbeiter: Sensibilisierung für Sicherheitsrisiken und korrekter Umgang mit Zugriffsrechten.
  4. Regelmäßige Audits: Fortlaufende Überprüfung der Sicherheitsstrategie und Anpassung an neue Bedrohungen.
  5. Einbetten von IT-Sicherheitsgrundsätze: Zero Trust, Least Privilege Principle, Defense in Depth (Schichtenmodell), Principle of Separation of Duties (SoD)…

Mit einer gut geplanten Strategie können Unternehmen nicht nur ihre Sicherheitslage verbessern, sondern auch ihre Effizienz steigern und gesetzlichen Anforderungen gerecht werden. Privileged Access Management ist kein Luxus – es ist eine Notwendigkeit für moderne Unternehmen.

Gerne stellen wir Ihnen unsere Konzepte und bevorzugten Lösungen vor. Jetzt anfragen.

Über den Autor

Alexander Jägers ist geschäftsführender Gesellschafter der vimopro GmbH und insbesondere in den Fachbereichen IT-Security, -Strategie und -Management tätig. Darüber hinaus ist er in IT-Sicherheitskonzepten für mittelständische Unternehmen involviert und arbeitet an Fachveröffentlichungen im Bereich digitaler Transformation.
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